Wu Wei

 

„Absichtsloses Eingreifen, Handeln durch Nichthandeln, sich durch das Tao leben lassen“, das sind einige Umschreibungen für diesen essentiellen Begriff aus dem Taoismus.

Doch was ist wirklich gemeint?

Im Kern geht es wohl darum, den Einfluss des Ego (hier im Sinne von Egoismus) auf die lebensbestimmenden Wünsche und Motivationen zurückzunehmen. Denn da schlummern so unliebsame Genossen wie Angst, Neid, Geltungsbedürfnis usw. Aber es ist ein hoher Grad an Achtsamkeit und Klarheit im Geist erforderlich, um sich dieser inneren Antriebe und grundlegenden Motivationen bewusst zu werden.

Dem Taoismus nach sollte die lebensgestaltende Kraft aus dem Tao erwachsen, der Basis aller Lebensvorgänge. In diesem Sinne hat der Begriff Tao einiges gemeinsam mit dem in anderen Kontexten gebräuchlichen Begriff des Höheren Selbst

Eine wichtige Voraussetzung für das Leben im Wu Wei ist (Ur)Vertrauen. Das Vertrauen also, dass alles gut wird, was sich im Einklang mit dem Tao entfaltet. Man kann auch ohne die krampfhaften Versuche des Ego, die Dinge zusammenzuhalten, vollkommen im Strom des Lebens aufgehoben sein. Hier sollte man loslassen können z.B. blockierende starre Strukturen, übertriebenes Sicherheitsdenken, unzeitgemäße Gewohnheiten, usw.
Wu Wei leben heißt, dem Fluss des Lebens zu vertrauen, achtsam gegenüber den Anforderungen des Lebens zu sein und ein intuitives Gefühl für angemessenes Handeln zu entwickeln. Intuition und Vertrauen, leicht gesagt, aber gelebt eine echte Herausforderung.

Und was hat dies  alles mit Tai Chi zu tun?

Sehr viel, denn das Zurücknehmen der Gedankentätigkeit und die Ruhe im Geist sind erklärte Übungsziele beim Tai Chi. Bleibt diese Ruhe im Geist auch während einer sich anbahnenden Aktion erhalten, dann findet diese Aktion fast automatisch, wie von selbst statt. Durch die Stille (Gedankenstille) ist es sozusagen erst möglich, den natürlichen Fluss der Dinge zu erfühlen (Yin) und die diesem Fluss entsprechende Reaktion auszuführen (Yang).